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Antisemitismus-Unbewußt

»Antisemitismus« hört nicht auf, unterschiedliche Gestalten anzunehmen.

Wir laden Sie ein, zum nächsten Jüdischen Salon im Grünen Salon der Volksbühne, sich mit diesem äußerst komplexen immerwährenden Phänomen auseinander zu setzen.

Dienstag, 4. Juli 2023 - 19:30 Uhr
Jüdischer Salon im Grünen Salon an der Volksbühne
Rosa-Luxemburg-Platz 2

AAAAAAAntisemitismus. asemantisch

So heißt das neue Heft, #98, RISS. Zeitschrift für Psychoanalyse, das versucht, davon etwas zu erkennen.

mit Stefanie Schüler-Springorum – Leiterin des Zentrums für Antisemitismusforschung an der TU Berlin im Gespräch mit den Autor*innen des Heftes Mai Wegener, Yael Kupferberg, Dervis Hizarci und Karl-Josef Pazzini


Die entscheidende Schwierigkeit, »über Antisemitismus« zu schreiben, ihn anzusprechen, liegt darin, dass es keine Position von außen gibt, von der her gesprochen werden könnte. Dies zu verkennen, scheint auch ein Problem in vielen Initiativen zu sein, die Antisemitismus als sprachliche und physische Gewalt im (nicht nur) bundesdeutschen Alltag anzeigen.
Es wird oft das Bedürfnis laut, zu definieren, was als antisemitisch zu gelten habe und was nicht. Solche Definitionen bringen aber weitere Probleme mit sich. Denn wie etwas adressieren, das uns als zentrales und zugleich extrem dezentriertes, streuendes, jahrhundertealtes und brandaktuelles Problem heimsucht?
Der Versuch, Antisemitismus endlich eindeutig in den Griff zu kriegen, ist Teil des Problems. Der Wunsch das Gedeutete zu beseitigen, ist ein Phantasma, das an einem Zipfel noch mit dem antisemitischen Phantasma verbunden ist, dass der »Jude« »die Wurzel aller Probleme« sei.

Der Anschlag auf die Synagoge in Halle an Jom Kippur, dem 9. Oktober 2019, war Auslöser für das Heft. Ein »Halle-Dossier« bildet somit den Auftakt des Heftes. Die Redaktion lud Denker*innen, Psychoanalytiker*innen, Intellektuelle ein, sich mit Auszügen aus den fast 1000 Seiten umfassenden Mitschriften des Halle-Prozesses auseinanderzusetzen. Der Verein democ. Zentrum Demokratischer Widerspruch e.V. hat dieses Dokument angefertigt. Der Einladung, sind Micha Brumik, Max Czollek, Marie Griesheimer, Regina Karl, Larissa Krampert, Elad Lapidot, Christian Obermüller und Sonia Simmenauer nachgekommen, sowie Beiträge aus der Redaktion. Das Ergebnis ist ein vielstimmiges idiosynkratisches Glossar: eine Art Echoraum, in dem die Sprache des Prozesses anders, schriller widerhallt.

Prof. Dr. Stefanie Schüler-Springorum ist Historikerin und leitet seit 2011 das Zentrum für Antisemitismusforschung an der TU Berlin. Nach einem Studium der Mittleren und Neueren Geschichte, Ethnologie und Politikwissenschaft in Göttingen und Barcelona wurde sie 1993 mit einer Dissertation über die jüdische Minderheit in Königsberg/Preußen von 1871 bis 1945 promoviert. Von 2001-2011 war sie Direktorin des Instituts für die Geschichte der deutschen Juden in Hamburg, von 2009-2019 Vorsitzende der Wissenschaftlichen Arbeitsgemeinschaft des Leo Baeck Instituts in der Bundesrepublik Deutschland und seit 2012 Mit-Direktorin des Selma Stern Zentrums für Jüdische Studien Berlin-Brandenburg. Ihre Forschungsfelder sind die deutsch-jüdischen Geschichte, die Geschichte des Nationalsozialismus und des Holocaust, sowie die spanische Geschichte. Eine geschlechtergeschichtliche Perspektive bestimmt dabei all ihre Arbeiten.

RISS Zeitschrift für Psychoanalyse Bd. 98 • ISBN: 978-3-86485- 292-3
Hg. Karl-Josef Pazzini, Marcus Coelen, Judith Kasper, Mai Wegener
https://www.risszeitschriftfuerpsychoanalyse.org
https://textem-verlag.de/textem/magazine/riss/532
Bestellungen an: bjoern.hartwig@textem.de
Hamburg 2023

"Dr. Yael Kupferberg"

Dr. Yael Kupferberg ist als Projektleiterin seit Oktober 2020 am ZfA/ Forschungsinstitut Gesellschaftlicher Zusammenhalt, Standort Berlin tätig. Als Literaturwissenschaftlerin lehrte und forschte sie von Oktober 2018 bis September 2020 am ZfA; davor war sie als wiss. Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Jüdische Religion und Philosophie, Universität Potsdam, tätig. Nach ihrer Habilitation 2021 vertrat sie im Sommersemester 2022 die Martin-Buber-Professur für Jüdische Religionsphilosophie an der Goethe Universität Frankfurt am Main.

Yael Kupferberg studierte Neuere deutsche Literatur (FU Berlin) und Jüdische Studien (Universität Potsdam), Tel Aviv (Tel Aviv University) und Philadelphia (University of Pennsylvania). Am Fachbereich Phi­lo­so­phie und Gei­stes­wis­sen­schaf­ten an der FU Ber­lin erfolgte die Promotion mit einer Ar­beit zu „Dimensionen des Witzes bei Heinrich Heine. Zur Säkularisation der poetischen Sprache“, 2022 erschien ihre zweite Monografie „Zum Bilderverbot. Studien zum Judentum im späten Werk Max Horkheimers.“ (Wallstein)

"Karl-Josef Pazzini"

Karl-Josef Pazzini, arbeitet als Psychoanalytiker in Berlin nach Studien der Philosophie, Theologie, Mathematik und Kunst; [bis 2014 Prof. für Bildungstheorie & Bildende Kunst an Uni Hamburg]; 3+2 Kinder; Herausgeber von RISS. Zeitschrift für Psychoanalyse. • Arbeitet z.B. zum Politischen des Konzepts »Übertragung«, zur sogenannten »Laienanalyse« (Wie wird man Laie?) und zu des Revolutionsarchitekten Boullées Entwurf des »Museum« als Utopie der bürgerlichen Gesellschaft.

"Mai Wegener"

Mai Wegener, Dr. phil., Psychoanalytikerin in freier Praxis. Miteröffnerin der Psychoanalytischen Bibliothek Berlin (www.psybi-berlin.de) und des Psychoanalytischen Salons Berlin (www.pasberlin.de). Lehrbeauftragte an der TU Berlin (FG Literaturwissenschaft). Publiziert und lehrt zur Psychoanalyse und im Feld der Kulturwissenschaften. Zuletzt erschien: »Itzig, wohin reitest Du? Oder: Wohin geht die Tendenz des Witzes, wenn der Witz nicht hält?«, in: texte. Psychoanalyse. ästhetik. kulturkritik. Heft 2/22; demnächst erscheint: »Die Stimme als Fremdkörper – Psychoanalytische Überlegungen zur Stimme des Andern«, in: Akusmatik als Labor, hg. von Mario Asef und Sven Spieker, Würzburg, Königshausen & Neumann

"Dervis Hizarci"

Dervis Hizarci, Vorstandsvorsitzender der Kreuzberger Initiative gegen Antisemitismus -  KIgA e.V.
Dervis Hizarci ist seit 2015 Vorstandsvorsitzender der KIgA. Er ist Mitglied im Beraterkreis Antisemitismus des Beauftragten der Bundesregierung für jüdisches Leben und gegen Antisemitismus Dr. Felix Klein. Von seiner Expertise profitieren seit 2016 auch die OSZE / ODIHR, in der er Mitglied der Expertengruppe Antisemitismus war. Als Vorstandsvorsitzender hat er bei der Kreuzberger Initiative gegen Antisemitismus – KIgA e.V. maßgeblich den Aufbau der internationalen Ausrichtung und den jüdisch- muslimischen Dialog geprägt. 2019 und 2020 war er Antidiskriminierungsbeauftragter der Berliner Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie. Dervis Hizarci ist gefragter Experte in den Bereichen Antisemitismus, antimuslimischer Rassismus und vergleichende Religionswissenschaften und berät regelmäßig Institutionen wie die Berliner Polizei, und verschiedene Ministerien und Organisationen. Für seinen andauernden Einsatz gegen Antisemitismus und Rassismus wurde ihm 2021 der Bundesverdienstorden verliehen. In seiner Freizeit spielt er Fußball für den jüdischen Traditionsclub Maccabi.


Der Jüdischer Salon im Grünen Salon ist ein Projekt der KIgA e.V. (Kreuzberger Initiative gegen Antisemitismus)

gefördert von der Alfred Landecker Foundation

 

Podcast

Podcast Dauer 60min

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Tickets

Der Umzug in den Grünen Salon, sprich in die Volksbühne - eine öffentliche Einrichtung -  bringt mit sich, dass wir angehalten werden, einen kleinen Kostenbeitrag zu erheben. Die Tickets müssen nunmehr für 2 € erstanden werden.

Anmeldung unter der Email info@salon-ich.berlin oder über den Ticketverkauf der Volksbühne


 

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